…in der jeder Mensch ein erfülltes Leben führt –
voller Sinnhaftigkeit, allumfassender Liebe und tiefer Erfüllung…
…in der jede Organisation bewusst zum größeren Ganzen beiträgt
und damit erfolgreich ist…
…in der alle Akteure in allen Gemeinden und Gemeinschaften
– lokal wie global – zum Wohle aller zusammenarbeiten,
während gleichzeitig alle Einzelnen zutiefst gewürdigt werden…
…eine Welt, in der alles verbunden wird, was dem Wohle aller dient
und was bereits funktioniert oder woran gerade experimentiert wird:
Neue Synergien werden möglich…
…in der jeder kreative Mensch, der an einer innovativen Lösung
für eins unserer drängenden lokalen wie globalen Herausforderungen arbeitet,
Menschen und Strukturen zur Zusammenarbeit und Unterstützung findet…
…und in der die vorhandenen Ressourcen mit dem Bedarf der Menschen,
den Quellen von Kreativität, gematcht werden,
um das Beste für alle zu erschaffen…
Wie wäre es in einer solchen Welt zu leben?
Was würde es bedürfen,
eine solche Welt zu erschaffen?
Täglich sehen oder hören wir die Schreckensnachrichten
in den Medien und im Internet:
- Krieg und Terror
- Klimawandel und Naturkatastrophen
- Flüchtlingselend, Hunger und Sklaverei sowie
- das Wiedererstarken des Extremismus
überall auf der Welt
All das bedroht uns nicht nur persönlich.
Es ist nicht nur bedrohlich für eine spezifische Gruppe, Nation oder Kultur.
Nein, zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit
steht das Überleben der Menschheit selbst auf dem Spiel.
Vielleicht haben wir es längst aufgegeben
regelmäßig Nachrichten zu hören oder zu schauen,
“weil wir soviel Negativität nicht ertragen können.”
Oder wir reagieren mit Betroffenheit, Angst, Schrecken oder auch Wut…
und beschäftigen uns gerade so lange damit,
wie die jeweilige Schreckensnachricht andauert,
um dann wieder zu “Business-As-Usual” zurückzukehren.
Der Rückzug ins Private…
„Was kann ich denn schon tun angesichts einer weltweiten Krise
solchen Ausmaßes?“ sagen wir dann.
Oder wir machen uns Selbstvorwürfe, dass wir nicht aktiver sind.
Wir schauen auf unsere großen Vorbilder wie
Gandhi, Nelson Mandela, Martin Luther King, Jesus, Einstein
oder wer auch immer das für uns ist
und denken, wir sollten so wie sie sein.
Und da wir es nicht sind, machen wir uns schlecht…
und handeln dennoch nicht…
oder gerade deswegen.
Vielleicht wundern wir uns auch über uns selbst,
dass wir nicht mehr dabei empfinden,
wenn wir von tausenden Kindern hören,
die tagtäglich an Hunger oder
damit verbundenen Krankheiten sterben.
Wie mir ein Seminarteilnehmer einmal sagte:
“Mit solchen Größenordnungen können wir einfach nichts anfangen.”
Bei einem Seminar in Berlin las ich jeden Morgen auf den Titelseiten der Zeitungen
die Meldungen über ein Bärenjunges im Berliner Zoo,
das mit der Flasche großgezogen wurde und gerade die Nahrung verweigerte.
Ganz Berlin war im Bären-Fieber.
Und auch ich konnte nicht verhehlen,
dass mich zunächst automatisch das Schicksal dieses einen Bärenkindes
mehr berührte als das Schicksal der unzähligen Menschenkinder,
die zeitgleich gerade um ihr Überleben kämpften.
…angesichts der humanitären und ökologischen Katastrophen,
von denen wir Menschen nicht nur betroffen sind,
sondern an denen wir ursächlich einen großen Anteil haben?
Wir erleben in uns und den Menschen in unserem Umfeld
die Zunahme von lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Krebs,
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Süchte, Burnout und Depression,
aber auch von Beziehungsproblemen und Einsamkeit,
Arbeitslosigkeit oder Angst um den Arbeitsplatz, etc.
Himmelschreiender Schmerz ist allgegenwärtig.
All das scheint umso mehr unseren Rückzug ins Private zu rechtfertigen.
Wir haben schließlich genug mit uns selbst zu tun.
Wir sprechen von der Me-Generation,
der Zunahme von Narzissmus
– sowohl als Persönlichkeitsstörung,
als auch als der neue Normalzustand in unserer Gesellschaft.
Unter all diesen Symptomen lauert vor allem eins: ANGST.
Es ist die Angst, dass das eigene Leben nicht zählt,
dass es egal ist, ob ich gelebt habe oder nicht:
=> Was kann ich schon tun, angesichts der globalen Katastrophen,
die das Überleben der Menschheit gefährden?
=> Nicht dass es nichts zu tun gäbe, doch…
Ist das nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
Durch Medien und Internet sind wir heute in der Lage
unsere gegenseitige Verbundenheit und Abhängigkeit hautnah mitzukriegen.
Wir sehen die Auswirkungen unseres Tuns und Lassens auf Menschen,
denen wir persönlich nie begegnet sind.
Wir können sogar in “realtime” mitverfolgen,
wie sich unsere Handlungen auf die Natur und das Ökosystem Erde auswirken.
Wir sehen das Leid von Mensch und Tier auf der ganzen Welt in einem Ausmaß,
wie das früher allenfalls “Gott” konnte.
Doch anders als Gott,
dem wir neben der Allwissenheit ja auch Allmacht zugeschrieben haben,
erfahren wir uns angesichts dieses Leids eher als ohnmächtig.
Und das ist vielleicht der tiefere Grund,
weshalb wir angesichts dieses Leids und
der drohenden Katastrophen unsere Herzen verschließen
und uns ins Private zurückziehen,
anstatt aktiv zu werden und alles zu tun,
den existierenden Schmerz zu lindern,
die vorhandenen Probleme zu lösen und
die drohende Apokalypse abzuwenden.
“The gap between our ability to feel and
our ability to heal the pain is too great.”
(“Die Lücke zwischen unserer Fähigkeit
den Schmerz zu fühlen
und unserer Fähigkeit
den Schmerz zu heilen ist zu groß.”)
Dieser Satz von Marc Gafni berührt mich zutiefst.
Er hat mir die Augen
für einen tieferen Mechanismus geöffnet,
der hier am Werk ist.
Und er öffnet mir auch die Augen
für einen ungewöhnlichen Weg aus der Resignation.